FC Bayern München 3:3 (1:1) Eintracht Frankfurt

 
Sa., 15.10.1994
Bundesliga
9.Spieltag
München
Olympiastadion
     
Taktische Aufstellungen
FC Bayern München: Kahn - Matthäus - Babbel, Kreuzer - Jorginho, Frey, Scholl, Nerlinger, Ziege - Witeczek, Sutter - Trainer: Trapattoni
Eintracht Frankfurt: Köpke - Binz - Roth, Bindewald, Weber - Doll, Komljenovic, Dickhaut, Legat - Yeboah, Furtok - Trainer: Heynckes
Tore: 0:1 Dickhaut (5.), 1:1 Babbel (37.), 1:2 Doll (54.), 2:2 Ziege (70.), 3:2 Sutter (82.), 3:3 Komljenovic (86.)
Eingewechselt: 61. Zickler für Witeczek, 68. Sternkopf für Jorginho - 76. Okocha für Furtok, 79. Falkenmayer für Doll
Schiedsrichter: Weber
Zuschauer: 63.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Matthäus - Doll, Weber, Okocha
 
Analyse

Die Wochen der Depression sind beendet: Thomas Doll hat der Frankfurter Eintracht mit seinem glanzvollen Debüt zu neuem Leben verholfen. Nach dem 3:3 (1:1) bei Meister FC Bayern München lobte Trainer Jupp Heynckes den blondgelockten Rückkehrer aus Rom wie den Erlöser: Sein Tor zum 2:1 im ausverkauften Olympiastadion sei `Weltklasse" gewesen, mit Doll sei die Mannschaft `total aufgeblüht". Der 28jährige bereitete mit präziser Flanke die 1:0-Führung durch Dickhaut (5.) vor und markierte nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Babbel (37.) die erneute Führung. Der doppelte Doppelpass mit Furtok und Dickhaut zum 2:1 (54.) ließ Fußballlehrer Heynckes von den `außerordentlichen Fähigkeiten" Dolls schwärmen. Der habe einfach im Blut, was andere mühsam erlernen müssten. Doch der Vielgepriesene, der zwei Tage zuvor noch eine Knöchelverletzung erlitt, erklärte bescheiden: `Ich glaube, ich war ganz, ganz glücklich". Umso verärgerter war Lothar Matthäus, Kapitän, Libero und hervorragender Antreiber der Münchner. `Wenn man 3:2 führt, muss man den Sack zumachen. Aber immerhin haben wir den Kopf nicht hängen lassen", sagte der beste Mann beim deutschen Rekordmeister. Ziege (70.) und der Schweizer Nationalspieler Sutter (82.) hatten mit ihren Treffen vor 63.000 begeisterten Zuschauern das Blatt gewendet, doch vier Minuten vor Schluss machte Komljenovic mit seinem ersten Bundesligatreffer per Kopf zum 3:3 den Traum der Bayern vom fünften Saisonsieg zunichte. Heynckes verließ den Ort, an dem er vor drei Jahren seine erste Entlassung hatte hinnehmen müssen, mit der `Zuversicht", gegen Bukarest die nächste Runde im UEFA-Cup zu erreichen. Positives konnte auch sein Kollege Giovanni Trapattoni dem Remis auf höchsten Niveau abgewinnen. Er attestierte den Bayern `eine große Verbesserung". Das Team gerate zwar weiterhin erst einmal in Rückstand und mache `Geschenke wie zu Weihnachten", doch diesmal seien alle `psychologisch sicher gewesen, den Ausgleich zu schaffen". Dem Maestro missfällt es freilich noch immer, wenn seine Mannschaft munter angreift und dabei die Defensivaufgaben vergisst. `Kontrollierte Offensive" habe er deshalb gefordert, mit größerer Disziplin in der Abwehr. Besonders mutig klang es nicht, als er erklärte: `Bisher habe ich meine Mannschaften immer zur Vernunft gebracht, hier dauert es etwas länger." Er sei hartnäckig, charakterisierte sich `Trap" selbst, doch dass die Zeit drängt, weiß auch er. Am Mittwoch steht in Moskau der dritte Auftritt in der Champions League bevor und am Samstag das 1000. Bundesligaspiel des FC Bayern bei Tabellenführer Dortmund. Großen Rückhalt hat die Mannschaft immerhin durch Torhüter Oliver Kahn, der erstklassige Konterchancen der Gäste durch kompromisslosen Einsatz zunichte machte. Frankfurts Nationaltorhüter Andreas Köpke, der selbst bravourös hielt, ließ das Duell mit seinem Widersacher kalt: `Es interessiert mich nicht, wer besser war - wir haben einen Punkt geholt, das war wichtig." (Quelle: ran SAT.1 Fussball - FC Bayern München 1994/95 (CD-ROM, sportronic/ Sports and more)