Trotz der Leistungssteigerung im Spiel in Gladbach
nahm Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni Tarnat, Nerlinger und D. Hamann
wieder aus der Mannschaft und gab Lizarazu, Fink und Scholl eine weitere
Chance. Einzige Veränderung gegenüber dem ersten Heimspiel gegen
Kaiserslautern: Scholl, der diesmal die Mittelfeldzentrale besetzte, und
Basler (rechte Außenbahn) hatten die Positionen getauscht. Wolfsburgs
Coach Willi Reimann schickte seine Mannschaft unverändert ins Rennen.
Eine halbe Stunde lang zerlegte der läuferisch, spielerisch und
technisch haushoch überlegene Meister den äußerst brüchigen
Mannschaftsverbund des Aufsteigers in hilf- und wehrlose Einzelteile.
Besonders der in dieser Phase überragende Basler (gegen den
bemitleidenswerten Novotny) erzwang über rechts mit beherzten
Dribblings und klugen Direktpässen permanent Überzahlsituationen und
durchbrach nach Belieben den Wolfsburger Flanken-Schutz. Serienweise
flogen Baslers brandgefährliche, weil stramme Hereingaben der überforderten
Wolfburger Abwehr um die Ohren.
Obwohl die Gäste vor der im Raum und nahezu körperlos spielenden
Dreier-Abwehrkette im Mittelfeld die Bayern mit Manndeckung zu bekämpfen
versuchten, kam es nur vereinzelt zu ernsthaften Zweikämpfen. Fast ehrfürchtig
hielten die Wolfsburger Abstand. So wurde etwa zentral Scholl von Keller
mehr begleitet als beschattet.
Der fleißige Bayern-Regisseur nutzte die Münchner Freiheit, um das
Spiel des Rekordmeisters geschickt zu lenken und zu verlagern. Freilich
wurde Scholl kaum selbst gefährlich, weil seine Einzelaktionen oder Pässe
in die Spitze - überhastet oder unglücklich - oft im Ansatz stecken
blieben.
Aber auch Matthäus, permanent vor den Deckern postiert, sowie Strunz
oder gar Babbel und Helmer schoben zentral an und brachten die sehr
lauf- und kombinierfreudigen Spitzen Élber und Rizzitelli ins Spiel.
Im Gefühl des sicheren Sieges schalteten die Bayern freilich gleich
zwei Gänge zurück. So genehmigten sie den Wolfsburgern nicht nur,
phasenweise gefällig mitzuspielen, sondern verleiteten den an sich
harmlosen Gegner leichtfertig zu einigen ebenso gefährlichen wie überflüssigen
Kontern. Und letztlich zu zwei Gegentoren.
Erst ein Zwischenspurt der Bayern nach der Hereinnahme von Tarnat und
D. Hamann sicherte den Münchnern einen beruhigenden Vorsprung und einen
relativ geruhsamen Nachmittag. |