FC Bayern München | 2:1 (0:1) | MSV Duisburg |
![]() |
![]() |
|
Sa., 16.05.1998 DFB-Pokal Finale Berlin Olympiastadion >> Fotogalerie |
||
Taktische Aufstellungen | ||
FC Bayern München: Kahn (2,5) - Matthäus (4,5) - Babbel (2,5), Helmer (4,5) - Basler (3), D. Hamann (3), Nerlinger (3,5), Tarnat (3), Lizarazu (4) - Scholl (3), Élber (2) - Trainer: Trapattoni | ||
MSV Duisburg: Gill (3) - Vana (3,5) - Wohlert (3), Komljenovic (4,5)- Wolters (3,5), Töfting (3), Zeyer (3), Hajto (4), Hirsch (4,5)- Spies (4), Salou (2) - Trainer: F. Funkel | ||
Tore: 0:1 Salou (20., Vorarbeit Spies), 1:1 Babbel (70., Élber), 2:1 Basler (89., direkter Freistoß) | ||
Eingewechselt: 34. Fink (3,5) für Helmer, 34. Jancker (3,5) für Lizarazu, 76. Strunz für Scholl - 73. Osthoff für Salou | ||
Schiedsrichter: Strampe (Handorf), Note 4. Eine ansonsten gute Leistung, getrübt durch zwei krasse Fehler. Hätte Tarnat Rot zeigen müssen und falsche Abseitsentscheidung bei Spies-Konter | ||
Zuschauer: 75.841 (ausverkauft) | ||
Gelbe Karten: Jancker, Tarnat | ||
Spielnote: 2,5 | ||
Spieler des Spiels: Giovane Élber | ||
Analyse | ||
Selten hat man ein Pokalfinale mit zwei so unterschiedlichen Halbzeiten gesehen, selten eines mit einer solch späten und glücklichen Entscheidung. Und dennoch war der Sieg des FC Bayern verdient. Noch zur Halbzeit schien nach einer desolaten Vorstellung der Münchner alles auf den ersten Pokalsieg der Duisburger hinauszulaufen. Mit taktisch variablen Spielzügen, mit technisch anspruchsvollen Kombinationen, mit aufopferungsvoller Laufbereitschaft wurden die Bayern immer wieder vor fast unlösbare Aufgaben gestellt. Vana lief als freier Mann vor der Abwehr frühzeitige Bayern-Angriffe ab, Töfting unterstützte Hajto in der Abwehr wie auch Zeyer im Spielaufbau, Wolters und Hirsch hatten mit Lizarazu und Basler nicht mehr Probleme als gegen Alt-Herren-Fußballer; vorne ergänzten sich Spies als spielender Angreifer und Salou als brandgefährlicher Aufreißer bestens. Dem hatten die falsch auf- und eingestellten Bayern erschreckend wenig entgegenzusetzen. Das fing bei Matthäus an: Nicht nur, dass Salou ihn vor dem 0:1 im Sprintduell wie einen Anfänger stehen ließ, er fand selten das Timing für seine Aufgaben als Abwehr-Organisator und Aufbau-Helfer. Es setzte sich fort über eines der deprimierendsten Spiele in der Karriere von Thomas Helmer bis zum geistig fast abwesenden Mittelfeld. Élber und Scholl hingen völlig in der Luft, schienen allerdings auch schnell die Lust zu verlieren. Das Münchner Trainergespann reagierte, nicht zu spät. Man hätte neben Helmer und Lizarazu auch genauso gut Basler herausnehmen können, ja müssen, entschied sich aber, den dritten Tauschplatz zur Verfügung zu halten. Der Sieg gab ihm hundertprozentig recht. Weil Babbel nun viel besser zu Salou passte als Helmer, Fink neben der Bewachung von Spies auch den vorwärtsstürmenden Matthäus abzusichern verstand und Tarnat auf Außen viel mehr Druck entwickelte als im halblinken Mittelfeld, wendete sich von Minute zu Minute das Blatt stärker. Vor allem mit dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit stürmte nur noch eine Mannschaft, der FC Bayern, während der MSV kaum Kraft und Ruhe fand, mehr als ein paar gelegentliche Konter zu fahren. Das große Manko der Duisburger bestand nun darin, ehrfürchtig und ängstlich vor der Offensive der Münchner das Vertrauen in das eigene Können völlig zu vergessen und mit dem Verlust der mentalen Stärke auch die körperliche Kraft zu untergraben. Vor allem zwei taktische Fehler erwiesen sich als Ausgangspunkt für die Wende: Vana agierte weiterhin hektisch vor anstelle als Absicherung hinter den Manndeckern Komljenovic, der gegen Élber kaum noch einen Zweikampf gewann, und Hajto, der Jancker übernommen hatte; und schließlich zog sich Salou viel zu tief in die eigene Hälfte zurück, anstatt mit seiner Schnelligkeit die Konter zu fahren. Uwe Spies kann als Spielertyp zwar den Ball halten, ist allerdings in Tornähe zu umständlich. So konnten es sich die Bayern erlauben, die Abwehr zu vernachlässigen und den Druck auf das Tor von Gill zu erhöhen. Tarnat und der bis dahin provozierend lustlos wirkende Basler sorgten urplötzlich für Gefahr von außen. Vor allem aber Giovane Élber spielte sich nach seiner Verletzungspause fast in einen Rausch und düpierte Komljenovic nach Belieben. Das Spiel wäre faktisch dennoch kaum gekippt, wenn Schiedsrichter Strampe kurz vor dem Ausgleich Tarnat die zwingend notwendige Rote Karte gezeigt hätte. Mit Salous anschließendem Ausscheiden war der Weg für viele Bayern-Chancen und schließlich zwei Tore frei. Dass ausgerechnet Basler mit einem verunglückten Freistoß der Siegtreffer gelang, ist für den MSV fast tragisch zu bewerten. |
||
|
||
Quelle: www.kicker.de |